Tourfortschritt

Tourfortschritt

Montag, 20. Juni 2011

Frankfurter Rundschau: Mit dem Rad nach Ankara

Mit dem Rad nach Ankara

Der Journalist Ismail Çevik wirbt für Freundschaften zwischen Türken und Deutschen - und steigt dafür 44 Tage lang in die Pedale. Am Ende wartet ein Treffen mit dem türkischen Staatspräsidenten Gül.
        

Ismail Çevik ist gut gerüstet für seine große Tour.
Ismail Çevik ist gut gerüstet für seine große Tour.
Foto: Andreas arnold
Joggen, Krafttraining, kilometerlange Radtouren. Seit Monaten bereitet sich Ismail Çevik auf seine große Tour vor: in 44 Tagen mit dem Rad von Berlin nach Ankara, 3800 Kilometer. Am Montag, 20. Juni, will der Offenbacher in Berlin vor dem Schloss Bellevue starten, 36 Tage später hat er in Istanbul einen Termin mit Staatspräsident Abdullah Gül.
Çevik ist zwar ein begeisterter Sportler, er spielt Basketball, joggt, radelt und arbeitete in den Semesterferien als Raftingbootführer. Doch der eigentliche Antrieb für die Mammuttour ist ein anderer. Der 31-jährige Redakteur will mit seiner Aktion „Radeln für Freundschaft“ etwas „Gutes tun für die deutsche und die türkische Community“. Deshalb sollen an seinem Rad zwei Flaggen flattern, die deutsche und die türkische. Und dazu das Logo „50 Yil Almanya’da elli yil, 50 Jahre in Deutschland“. Denn am 31. Oktober 1961 unterschrieben die beiden Länder eine Vereinbarung, mir der die Arbeit von Türken in Deutschland geregelt wurde.
Auf Tour
Die Tagesrouten in Deutschland: Berlin-Bitterfeld (20.6.), Bitterfeld-Erfurt (21.6.), Erfurt-Fulda (22.6.), Fulda-Frankfurt/Offenbach (23.6.), Offenbach-Mannheim (24.6.), Mannheim-Pforzheim (25.6.), Pforzheim-Ulm (26.6.), Ulm-München (27.6.), München-Salzburg (28.6.).
Wer ein Stück mit Ismail Çevik radeln möchte, kann sich jederzeit melden unter der Handynummer 0177/2498745 und per Mail: icevik@eurozaman.de. 
Fotos und Berichteveröffentlicht der Journalist während der Tour vom 
20. Juni bis 27. Juli im Internet unter www.radelnfuerfreundschaft.deran
50 Jahre Arbeitsabkommen
Çevik selbst ist kein Kind von Gastarbeitern. Er hat eine ganz eigene türkisch-deutsche Familiengeschichte, erzählt er. Er stammt ausSelge, ein Ort mit antiken Ausgrabungen, 1000 Meter hoch im Taurusgebirge nordöstlich von Antalya. In der 1990er Jahren luden seine Eltern eine deutsche Familie, die das Amphitheater anschaute, zum Essen ein. „Daraus hat sich eine enge Freundschaft entwickelt, die bis heute hält“, sagt er. Die Deutschen brachten ihn auf die Idee, in ihrer Heimat zu studieren. Acht Monate lebte er 2001 bei ihnen in Mannheim, besuchte Sprachkurse und übte abends mit den Kindern Deutsch. Danach studierte er Politikwissenschaften in Tübingen, seit drei Jahren arbeitet er in Offenbach für die Europaausgabe der auflagenstarken türkischen Zeitung Zaman. Çevik will in Deutschland bleiben – die deutsche Familie lebt inzwischen in der Türkei.
Als Redakteur beschäftigt er sich mit Chancen und Problemen türkischstämmiger Jugendlicher in Deutschland. Mit der Radtour möchte er sie ermutigen, „Dinge auch anzupacken, wenn sie schwierig aussehen“. Unterstützt wird er von Zaman, den Onlinejournalisten Bekir Kus und Kadir Boyaci, Turkish Airlines sowie seinem Hauptsponsor Turkcell.
Çevik radelt zwar allein. Doch er will es nicht bleiben. In den elf Ländern, die er durchquert, will er mit vielen Menschen reden. Da ist es gut, dass er auf Campingplätzen schläft und nicht in anonymen Hotels. In der Türkei werden ihn Radler auf Teilstrecken begleiten. Das wünscht er sich auch für Deutschland und andere Länder. In Offenbach trifft er am Donnerstagabend (23. Juni) ein. In Stuttgart hofft er auf eine Begegnung mit der neuen Integrationsministerin Bilkay Öney. Der Radler ist sich sicher: Trotz des straffen Zeitplans „habe ich genügend Zeit für Gespräche“.
Quelle: Frankfurter Rundschau
von Wiebke Rannenberg

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