Tourfortschritt

Tourfortschritt

Freitag, 24. Juni 2011

2. Tag: Raben - Naumburg

Da ich gestern wegen des großen Interesses in Berlin Zeit verloren hatte, war heute Aufholjagd angesagt. Die Nacht gestern in einer Herberge war zwar nicht sehr komfortabel, doch ich hatte einen erholsamen Schlaf.
Zum Frühstück gab es eine Schüssel Müsli+Marmelade+Käse+Margarine und Cappuccino. Kurz vor dem Verlassen der Herberge traf ich einen älteren Herren im Alter von 60-65 Jahren. Er fragte mich, ob ich Türke sei. Als ich mit "Ja" antwortete, sagte er mir, dass er einen türkischen Arbeitskollegen hatte, doch dass er ihn nie Fahrrad fahren gesehen habe. Er sagte mir, dass er seit einem Monat mit dem Fahrrad unterwegs wäre. Er soll an der Grenze zu Dänemark angefangen haben und reist durch Deutschland mit dem Fahrrad. Er sprach mich mit "junger Mann" an und gab mir wertvolle Tipps für meine Reise. Er kontrollierte meine Reifen und wünschte mir viel Glück. Eine Familie, die unserer Gespräch hörte, fragte mich, ob es im Internet eine Seite gebe, von wo sie mich verfolgen können. Ich gab ihnen die Adresse meines Blogs und machte mich auf dem Weg.

Vor Lutherdadt Wittenberg sah ich ein Schild mit dem Namen "Sefa's Döner". Ich hielt an und ging rein.  Der Ladeninhaber, einer türkischer Bürger aus Ankara, fragte mich wohin die Reise gehe. Als ich nach Ankara erwiderte, wollte er mich nicht einfach so wieder losziehen lassen und bat mich auf ein Glas Tee zu setzen. Er bestellte dem Staatspräsidenten Abdullah Gül viele Grüße und wollte mir ein Döner auf den Weg mitgeben. Ich sagte ihm, dass ich es gerne annehmen würde, doch leider mit 35 kg auf dem Fahrrad keinen Platz habe.

In der Nähe von Leipzig lernte ich Jörg kennen. Er sagte mir, dass er 1400 km geradelt und jetzt auf dem Heimweg sei. Als er hörte, dass ich für die deutsch-türkische Freundschaft nach Ankara radele, freute er sich sehr. Er gab mir seine Fahrrad Landkarte und sagte, dass er die Karte nicht mehr brauche, da er auf dem Weg nach Hause sei. Ich bedankte mich ganz herzlichst. Jörg's bester Freund ist an Krebs gestorben. Vor seinem Tod soll er bekannt gegeben haben, dass Jörg sein Fahrrad bekommen soll. Wäre er nicht verstorben, so hätten wir zusammen geradelt, sagte Jörg. Das ist natürlich sehr traurig und nimmt einen mit.

Zum Abend hin machte ich mir Gedanken, wo ich die Nacht verbringen soll. Es war schon 22:00 Uhr. Ich hielt Ausschau nach einem Platz, wo ich mein Zelt aufschlagen könnte. Als ich eine ältere Dame im Alter von ungefähr 65 Jahren sah, hielt ich an und fragte sie, ob ich in ihrem Garten mein Zelt aufschlagen dürfe, da ich nach einem sicheren Platz suche. Sie sah mich zunächst erstaunt an und sagte mir, dass ich bei ihr übernachten dürfe. Ich freute mich sehr, das Radeln heute hatte mich sehr mitgenommen. Sie fragte, ob ich nach dieser langen Reise Hunger hätte. Ich wollte ihr nicht zur Last fallen und sagte ihr, dass einige Scheiben Brot mit Käse und Tomaten für mich ausreichend wären. Sie fragte mich, für wann ich denn am morgen das Frühstück hätte. Ich war sehr überrascht. Die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft von Frau Geiper beeindruckte mich sehr. Am nächsten Morgen ging ich dann um 08:30 in den Garten zum Frühstück. Zum Frühstück gab es 1 Glass Orangensaft, 2 Scheiben Käse, Margarine, Honig, gekochte Eier, Gurken und Kaffee. Nach dem Frühstück traf ich Herrn Geiper. Er sagte mir, dass sie schon häufig in Antalya Urlaub gemacht hätten. Ich sagte ihm, dass ich selber aus Antalya komme und lud sie als meine Gäste nach Antalya ein. Wir tauschten die Telefonnummern aus und machten ein Foto zur Erinnerung. Leider hatte meine Kamera eine Macke und das Foto konnte nicht gespeichert werden. Es wollte einfach nicht klappen. Ich bedankte mich für die Gastfreundlichkeit und machte mich wieder auf den Weg.

Nach ungefähr 3 km kam mir ein Auto, mit Hupen und Winken entgegen. Als das Auto anhielt sah ich auf einmal Familie Geiper. Sie hatten bemerkt, dass ich mein T-Shirt und eine Flasche Olivenöl bei ihnen zu Hause vergessen hatte und machten sich auf den Weg, um mir die Sachen zu überreichen.
Ich bedankte mich ganz herzlichst für diese nette Geste. Ein Beweis für die deutsch-türkische Freundschaft hatte ich hautnah erlebt. Familie Geiper ich werde sie bestimmt wieder besuchen. Vielen Dank für alles.


Zurückgelegte Strecke: 149,7 km.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen