Tourfortschritt

Tourfortschritt

Samstag, 2. Juli 2011

Tag 7: Pforzheim - Schwäbisch Gmünd

Ab diesem Morgen war ich bei Levent Erdem eingeladen. Heute war es mein Ziel über Stuttgart in Ulm zu erreichen, doch leider bin ich mit der Kette des Fahrrads nicht zufrieden. Das Fahrrad schaltet beim Fahren von selbst die Gänge durch. Das erste war somit einen Fahrrad Laden aufzusuchen. Samuel Hill von Mr. Bike checkte mein Fahrrad durch und konnte das Problem zum Glück beheben. Ich wollte ihm dafür etwas Geld geben, doch er wollte es nicht annehmen. Er sagte: "Nehme meine Hilfe als ein Beitrag zur deutsch-türkischen Freundschaft an. Ich wünsche dir noch eine angenehme Fahrt." Ich bedankte mich ganz herzlich bei Ihm.

Zwischen Pforzheim und Stuttgart war die Fahrt sehr angenehm. Man ist die ganze Zeit auf dem Radweg unterwegs. Rechts sieht man den Enz Fluss und links die Weinberge. Als ich in Bissingen ankam, erhielt ich einen Anruf von Ali Celebi aus Stuttgart. Er sagte, dass die Integrationsministerin Frau Bilkay Öney und der türkische Generalkonsul Herr Türker Ari bereits auf mich warten würden. Das Wetter war 33-34 Grad heiß und mein Wasservorrat neigte sich langsam dem Ende. An einer Tankstelle hielt ich an, um mein Wasservorrat aufzufüllen. Die nächste Station sollte ein Besuch bei der Integrationsministerin Bilkay Öney sein.


Integrationsministerin Bilkay Öney

Als Frau Bilkay Öney zum ersten mal von meinem Vorhaben hörte, dass ich zum Beitrag der deutsch-türkischen Freundschaft mit dem Fahrrad in die Türkei fahren werde, gehörte Sie zu den ersten Befürwortern. Als Sie mich sah sagte Sie: "Herr Cevik Sie sind unter der Sonne ganz schön braun geworden. Haben Sie sich nicht eingecremt?". Eingecremt hatte ich mich schon, doch wenn man täglich 10 Stunden radelt ist es schon unvermeidbar. Frau Öney sagte: "Die Fahrradtour ist eine starke Botschaft. Sie tragen zur deutsch-türkischen Freundschaft bei und sorgen dafür, dass die Leute beider Länder sich näher kommen. Ich gratuliere Ihnen. Fahren Sie vorsichtig." Anschließend machten wir noch ein Erinnerungsfoto. An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich das Fahrrad bis oben zum Stockwerk des Ministeriums "hochgetragen" habe. Schließlich sollte das Fahrrad auch auf dem Foto nicht fehlen. Ich danke Frau Öney ganz herzlich, dass Sie sich an diesem Tag für mich Zeit genommen hatte. Als Integrationsministerin hat Sie der Öffentlichkeit damit eine bedeutende Botschaft gegeben.

Generalkonsul Türker Arı

Meine nächster Aufenthalt war der Besuch unseres Generalkonsuls in Stuttgart. Beim türkischen Kaffee unterhielten wir uns über den 50. Jahrestag der Anwerbung türkischer Arbeitskräfte und über andere Themen. Herr Türker Ari erzählte mir, dass er die Fahrradtour sehr befürwortet und dass dies eine etwas andere Art der Aktion zum 50. Jahrestag darstellt. Er fügte hinzu: "Das was Sie machen finde ich wunderbar. Sie sind den türkischen Jugendlichen damit ein gutes Vorbild und haben der Öffentlichkeit eine Botschaft der Freundschaft mitgeteilt. Am liebsten würde ich auch mit Ihnen radeln." Ich möchte mich ganz herzlich bei Herrn Türker Ari für den netten Empfang bedanken. Das er sich für mich Zeit genommen hat und die Tour unterstützt zeigt, dass die Fahrradtour von der Öffentlich positiv wahrgenommen wird. Nach einem gemeinsamen Foto mit dem Generalkonsul Herrn Türker Ari und dem Vizekonsul Herrn Tuna Atala verabschiedete ich mich und machte mich wieder auf den Weg. Ulm als nächsten Ziel sollte heute nicht klappen, da es schon sehr spät geworden war. Um auf der weiteren Fahrt ständige Internetverbindung zu haben, war ein Smartphone fast schon Pflicht. Ich entschied mich für ein iPhone. Aufgrund des grossen Interesses der Menschen fiel es mir schwer Stuttgart zu verlassen. Außerplanmäßig übernachtete ich an diesem Abend in Schwäbisch-Gmünd.  

Bis heute insgesamt zurückgelegt : 987 km

Donnerstag, 30. Juni 2011

Tag 6: Mannheim - Pforzheim

Die Überraschung des Tages machte mir Herr Kaas, der mich damals zum Studium nach Deutschland eingeladen hatte. Als er mich sah, motivierte er mich indem er sagte "du machst was sehr schönes, Radeln für Freundschaft ist zum 50. Jahrestag eines der besten Aktionen, die ich kenne. Du vermittelst mit dieser Aktion beiden Bevölkerungsgruppen eine gute Botschaft. Die Jugendlichen nehmen dich zum Vorbild. Ich sehe in dir den Willen, diese Tour auch zu Ende zu bringen."
Nach einem Frühstück bei meinem Bruder Yakup Cevik wurde dann mit mir vom türkischen Fernsehsender ATV eine Live-Tel-Schaltung gemacht. Ich machte mich anschließend auf den Weg Richtung Pforzheim. Ein deutscher Bürger, dem ich auf dem Weg begegnete und der mein Vorhaben wohl erahnte, sagte zu mir "wie willst du diese Strecke bis in die Türkei meistern, es ist schwieriger als es aussieht. Ich habe mit dem Motorrad die Strecke gemeistert und weiß, wovon ich rede". Ich sagte ihm, dass ich bestens vorbereitet sei und dass ich mich freue, wenn er mich über meinen Blog verfolge.

Als ich dann durch Mannheim Stadtzentrum fuhr hatte ich eine kurze Unterhaltung mit einem meiner Landsleuten. Er fragte mich, welche Länder ich auf dem Weg in die Türkei überquere und gab mir anschließend den Rat Bulgarien so weit es geht zu vermeiden. Ich bedankte mich für seinen Rat und gab ihm zu wissen, dass ich Bulgarien und Serbien nicht auf meiner Tour eingeplant hatte. Er verabschiedete sich und wünschte noch viel Glück. Beim Vorbeifahren an der Uni Mannheim blieb ich an, um ein Foto zu machen. Schließlich hatte ich hier einige Monate studiert, bevor ich dann zur Uni Tübingen wechselte.
Es ging für mich weiter nach Schwetzingen. In dieser Stadt gibt es eine prächtige Moschee. Sie ist für Gebete nicht geöffnet und wurde in den Jahren 1600 von dem damaligen König errichtet. Es lohnt sich wirklich diese Moschee zu besuchen.



Da ich in Bruhsa mit Kadir Boyaci verabredet war, wollte ich nicht allzu viel Zeit verlieren und machte mich weiter auf dem Weg. Einige Kilometer später sah ich ein Schild mit dem Hinweis "Original deutscher Honig vom Imker". Ich wollte mir den Honig nicht entgehen lassen und hielt daraufhin an. Nach einem längeren Klingeln an der Haustür begrüßte mich der 75 jährige Konrad. Er selber komme ursprünglich aus Ungarn, wohne aber seit 1944 in Deutschland. Ich fragte ihn wie er sich in Deutschland so fühle. Er antwortete "In früheren Jahren wurden wir schon diskriminiert, obwohl wir für dieses Land arbeiteten. Als dann später die Griechen und Italiener kamen gerieten wir zunehmend in Vergessen. Und jetzt werden die Türken als Ausländer in der Bevölkerung angesehen".
Fühlen Sie sich wie ein Deutscher, fragte ich. Er antwortete "Eine Zeit lang habe ich mir diese Frage auch gestellt. Doch ich wurde immer daran zurück erinnert, dass ich Ausländer bin." Später zeigte mir Konrad seinen Stammbaum. Er sagte, dass sein Vater vielleicht türkische Wurzeln trage. Auf dem Bild, das er mir zeigte, war die Ähnlichkeit zum Türken vorhanden. Er zeigte mir ein Bild seiner Mutter, die damals Kopftuch trug. Ich fragte Konrad, ob er auch türkische Kundschaft habe. Er antwortete, dass er vereinzelt auch türkische Kundschaft habe und dass die türkischen Bürger Honig in der Dose vorziehen würden. Ich kaufte von Konrad 500g Blütenhonig und verabschiedete mich.

Als ich nahe Hockenheim radelte, machte ich Bekanntschaft mit Klaus und Annette. Wir radelten gemeinsam 15km. Klau sei Rentner. Als vor 38 Jahren in die Firma, wo ich arbeitet das erste mal Türken kamen waren viele sehr neugierig, sagte er. Ich erinnere mich wie gestern, fügte er hinzu. Weil die WC's bei uns anders waren, kann ich mich erinnern, dass es für einige meiner türkischen Freunde schon eine Umstellung war, sagte er. Das Ehepaar erzählte mir, dass sie früher häufig auch in Türkei waren, doch in den letzten Jahren Deutschland als Urlaubsort bevorzugen. Annette gestand mir, dass die türkischen Bürger sehr zuvorkommend und freundlich seien und den Kontakt zu anderen Menschen suchen würden. Sie sagte, dass die türkischen Frauen beim Einkaufen sehr gesprächig seien und vielleicht aus diesem Grund türkische Läden bevorzugen würden.
Das Ehepaar erzählte mir weiterhin, dass Sie türkische Nachbarn hätten. Anette sagte, dass es unter den Türken normal sein die eigene Kultur weiter aufleben zu lassen. Sie sagte, dass es sich nicht anders wäre, wenn sie selber in der Türkei leben würden. Ich fragte, ob die jetzige deutsche und türkische Generation nach 50 Jahren der Migration sich verstehen würden. Anette antwortete mit "Natürlich. Zu unserer Schulzeit hatten wir keine Ausländer in unserer Klasse, doch meine Tochter sitzt mit türkischen Kindern im Unterricht. Ich bin mir sicher, dass die jetzige Generation sich besser verstehen wird."

Auf unserem Weg haben wir gemeinsam mit Klaus und Anette eine angenehme Unterhaltung geführt. Wir verabschiedeten und in Waghausel und ich fuhr weiter Richtung Bruchsal. Mit Kadir Boyaci trafen wir uns dann am Hauptbahnhof. Unser Ziel war Pforzheim.

Gemeinsam mit den Bruchsaler Jungs

Ich hörte das Hupen eines Autos und später die Stimme "Wohin
geht die Reise? Ich habe ihn im Fernsehen gesehen, er radelt in die Türkei". 
Ich fragte: "Jungs wie gehts euch, alles klar bei euch?" 
Jungs: "Nicht wirklich."
Ich: "Wie läufts in Deutschland?"
Jungs: "Ganz gut, doch wir vermissen die Türkei. Wir werden dich verfolgen"Ich: "Jungs danke für die Unterstützung. Ihr werdet es besser machen".
Nach einem Erinnerungsfoto mache ich mich dann gemeinsam mit Kadir Boyaci auf den Weg. Bis Bretten läuft es ganz gut. Doch zwischen Bretten-Pforzheim geht es steil hoch. Für Kadir Boyaci wird die Fahrt zunehmend zu einer Tortour. 


Am Ende des Tages sagte Kadir Boyaci zu mir: "Ismail ich gratuliere dir. Es ist schwieriger als es aussieht." An dieser Stelle kann ich sagen, dass es zwar angenehm ist mit dem Fahrrad zu radeln, doch es erfordert natürlich auch eine ganze Menge Vorbereitung und Ausdauer. 
Abend um 23:10 in Pforzheim angekommen, bin ich Gast von Fatih Aygün. Ein leckeres Abendessen habe ich mir an diesem Tag verdient.

Mittwoch, 29. Juni 2011

Tag 5: Offenbach - Mannheim

Am Morgen habe ich an dem Frühstück von Ali Altun aus Gravenbruch und seinen Freunden teilgenommen. An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass Ali Altun zu denjenigen gehört, die meine Fahrt sehr hautnah mitverfolgen. Ich danke Ihm und seinen Freunden aus Gravenbruch für das leckere Frühstück und für die nette Unterhaltung. Als ich hörte, dass aus Gravenbruch mich einige bei meiner weiteren Fahrt, wenn auch für eine kurze Strecke, begleiten werden, dachte ich mir "Schön. So langsam scheint die Aktion auch bei meinen türkischen Bürger gut anzukommen", obwohl ich weiß, dass ich auch unter den jüngeren Leuten Fans habe, die täglich meinen Blog aufrufen, um zu schauen wieviel km ich schon zurückgelegt habe.

Nach dem Frühstück haben mich dann Sahin Koc und Alperen Altun so ungefähr 12-14 km mit dem Fahrrad begleitet. An dieser Stelle sei erwähnt, dass Radler, die mit mir zusammen radeln möchten, jederzeit willkommen sind. Ich weiß, dass ab Ulm einige mit mir zusammen radeln werden.

Auf der Suche nach dem Weg nach Darmstadt bin ich einem türkischen Bürger begegnet, der mich zunächst fragte, ob ich Türkei sei. Als ich mit "Ja" antwortete, sagte er mir, dass Darmstadt mit dem Fahrrad ziemlich weit entfernt wäre. Ich sagte ihm daraufhin, dass ich vorhabe mit dem Fahrrad in die Türkei zu fahren. Zunächst etwas überrascht erzählte er mit stolzer Stimme seiner deutschen Freundin von meinem Vorhaben. Ich nehme an, er wollte damit zum Ausdruck bringen, dass es auch türkische Bürger gibt, die solche lange Fahrten unternehmen können. Er sagte, dass er meine weitere Tour im Internet verfolgen werde. Ich hoffe, er bleibt bei seinem Wort :-).

Ich merke, dass die türkische und deutsche Flagge an meinem Fahrrad schon für Aufmerksamkeit bei den Leuten sorgt. Ich denke, dass beide Länder eine starke Freundschaft verbindet, obwohl leider von Zeit zu Zeit auch negative Schlagzeilen in den Medien für Aufsehen erregen.

Ein Ereignis, was diese Freundschaft zeigt, habe ich heute auf den Weg nach Neu-Isenburg erlebt.
Ein Autofahrer, vermutlich aus einem der Balkankänder, sah mich mit dem Fahrrad und rief mir zu "Du trägst die schönsten Flaggen der Welt mit dir". Das machte mich wirklich glücklich.

So langsam aber sicher hatte ich dann den Fahrrad Weg Richtung Mannheim gefunden. In der Nähe von Darmstadt fing es dann an zu regnen. Ich zog mir schnell meine Regenkleidung über. In den nächsten Stunden wechselte sich sonniges und regnerisches Wetter immer wieder ab, was dafür sorgte, dass ich permanent die Regenkleidung an- und auszog. Ich hoffe ich werde in den kommenden Tagen nicht krank.

Über Langen, Darmstadt, Heppenheim, und Viernheim näherte ich mich meinem Ziel "Mannheim". Im Gegensatz zu der Strecke Erfurt-Fulda ist diese Strecke flach und somit sehr angenehm zu fahren. Für einen kurzen Augenblick verlor ich jedoch die Orientierung nach Mannheim, bis ich glücklicherweise einen Radfahrer sah, der mir entgegen kam.
Ich rief ihm zu "Mannheim Mannheim" was dafür sorgte, dass der Radfahrer stehen blieb. Ich fragte ihn nach dem Weg nach Mannheim und wir unterhielten uns kurz. Er sagte mir, dass er Blank hieße und auf der Strecke Frankreich-Deutschland inzwischen 1400 km gefahren sei. Als er hörte, dass ich in die Türkei fahre, staunte er kurz und gab mir bekannt, dass er selber noch nicht so weit gefahren sei und dass er mein Vorhaben unterstütze. Die Tatsache, dass ich als ein Beitrag für die deutsch-türkische Freundschaft unterwegs bin, gefiel ihm noch mehr. Wir machten ein gemeinsames Foto, um diesen Augenblick festzuhalten. Mit seiner Handy Kamera machte er dann noch ein Foto von mir, bevor wir uns verabschiedeten und er zu wissen gab, dass dieses Ereignis für ihn die Überraschung des Tages sei und er sich sehr gefreut habe. Ich denke die Tatsache, dass ein türkischer Bürger solch eine Reise unternimmt sorgt schon für etwas Aufsehen.

Um 20:30 Uhr erreichte schließlich in Mannheim.

Zurückgelegte Strecke: 106,7 km
Wasserverbrauch: 3,5l

Montag, 27. Juni 2011

Frankurter Rundschau: Radler legt Pause ein



Radler legt Pause ein
Der Offenbacher Journalist Ismail Çevik hat auf seiner Radtour von Berlin nach Ankara am Freitag in Offenbach eine eintägige Pause eingelegt. Das Rad müsse in die Werkstatt, zudem müsse er sein Gepäck aussortieren, 35 Kilo seien zu viel. Bisher hat er gute Erfahrungen gesammelt. Eine Familie lud ihn bei Erfurt zum Übernachten ein, der Offenbacher Vonco Wodenski begleitete ihn von Erfurt nach Offenbach. Wer mitradeln will: Telefon 0177/2498745 und www.radelnfuerfreundschaft.de. ran
25.06.2011